Juliane Voß - Handgemachte Kerzen

Juliane Voß - Handgemachte Kerzen

Selina Günther - Ausgefallen Du liest Juliane Voß - Handgemachte Kerzen 10 Minuten

Hi Juliane, schön dich bei uns zu haben. Ich schaue immer wieder auf Instagram, was unsere Kundinnen und Kunden so alles mit unseren Produkten machen. Und hierbei sind mir immer wieder deine Kerzen ins Auge gestochen, für die du ja auch unsere Wasserschiebefolie im Einsatz hast. Die Kerzen produzierst du sogar selbst, ist das richtig?

Genau, das stimmt. Ich gieße meine Kerzen selbst und schaue, welches Motiv auf welche Kerze passt und verziere sie dann. Auf Instagram teile ich immer wieder meine eigenen Kerzen und die Kerzen, die ich im Auftrag meiner Kunden mache. So sind tatsächlich schon ganz schön viele verschiedene Varianten entstanden. Von Geburtskerzen bis zu personalisierten Geburtstagskerzen ist da alles mit dabei.

Wie bist du dazu gekommen, bzw. wie hat sich das entwickelt? 

Ich bin ursprünglich aus der Pflege, arbeite als OP-Schwester und war jetzt in Elternzeit. Mit den Kerzen habe ich 2020 zur Weihnachtszeit angefangen. Da hatte ich noch ganz viele Kerzenreste übrig und habe gedacht, zum Wegschmeißen ist das viel zu schade. Doch zum Hinstellen sieht es halt auch nicht mehr schön aus und so habe ich mir einfach eine Bubble-Form, ein paar Dochte und einen Schmelztopf bestellt. Ich habe dann das Wachs von den Kerzenresten geschmolzen und meine erste eigene Kerze gegossen. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich es immer weiter ausprobiert habe. Und so hat sich das dann entwickelt. Mittlerweile verkaufe ich meine eigenen Kerzen und habe es als Gewerbe angemeldet. 

Das heißt, du hast dir das Herstellen der Kerzen selbst beigebracht?

Genau. YouTube war eine große Hilfe, aber es war definitiv „learning by doing.“ Alle meine Kerzen mache ich abends in unserer Küche, wenn die Kinder schlafen. Dort habe ich meinen kleinen Schmelztopf und gieße meine eigenen Kerzen und die Kerzen für meine Kunden. Ganz besonders freut mich natürlich, wenn ich von meinen Kunden positives Feedback bekomme. Gerade wenn die Kerzen als Geschenk gedacht sind, und der oder die Beschenkte sich riesig darüber gefreut hat. 

Wie lange brauchst du für so eine Kerze? Kann man das pauschal sagen? 

Der Herstellungsprozess kann ganz schön variieren, je nachdem, welche Art von Kerze ich mache. Nehmen wir zum Beispiel die Stumpenkerzen, die ich oft für Geburtstage gieße. Zuerst schmilzt das Wachs, was so seine 10 bis 15 Minuten dauert. Dann achte ich darauf, dass das Wachs die perfekte Temperatur hat, bevor es in die Form gegossen wird. Bei größeren Kerzen ist oft ein zweites Gießen nötig. Wenn das Wachs abkühlt, zieht es sich zusammen und es bildet sich eine Art Krater. Um das zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Kerze gleichmäßig brennt, erwärme ich das Wachs erneut und gieße nach. 

Es ist ein bisschen knifflig, aber mit der Zeit bekommt man den Dreh raus. Alles in allem dauert es von der Herstellung bis zum Abkühlen der Kerze meist zwischen einer halben Stunde, bis Stunde. Und dann kommt noch die kreative Arbeit dazu – das Gestalten der Kerzen nach den individuellen Wünschen meiner Kunden. Das ist immer eine Herausforderung, damit alles passt und das gewünschte Motiv nicht zu klein oder zu groß ausfällt und ideal auf die Kerze passt.

Wenn jemand bei dir eine Kerze bestellt, wie funktioniert das? Machst du das alles individuell, nach Kundenwunsch?

Für meine Designs habe ich eine Vielfalt an Motiven, von Tieren bis hin zu speziellen Herbstdesigns, je nach Saison. Kunden können aus diesen Vorlagen wählen – ich biete ihnen eine Auswahl an und sie geben mir dann ihre Wünsche und Daten durch. Ich habe auch verschiedene Schriftarten zur Auswahl, mit denen ich dann das individuelle Design gestalte. 

Bevor ich das Design endgültig auf die Kerze übertrage, zeige ich den Kunden immer erst ein Bild zur Bestätigung. Sobald ich das Okay habe, mache ich die Kerze fertig. Zum Schluss lackiere ich die Kerze noch, damit die Folie und das Motiv besser hält und um Kratzfestigkeit zu gewährleisten. Es ist ein kreativer Prozess, der es mir erlaubt, wirklich einzigartige Kerzen für meine Kunden zu schaffen.

Du machst das nun schon eine ganze Weile. Gibt es besondere Herausforderungen beim Herstellen solcher Kerzen?

Absolut. Bei manchen Dekokerzen, die ich nicht beschrifte, sondern die einfach so stehen, gibt es Herausforderungen. Manchmal brechen sie, und dann muss ich sie wieder einschmelzen und erneut versuchen. Zudem ist es manchmal zeitintensiv, den richtigen Docht auszuwählen, damit die Kerze gut brennt und das Wachs nicht überläuft. Eine schöne, glatte Oberfläche zu erzielen, ist auch eine Kunst für sich, besonders wenn das Wachs zu kalt ist, bevor es in die Form gegossen wird.

Wie viele Versuche hat es gebraucht, bis du den Dreh raus hattest?

Oh, das kann ich gar nicht genau sagen, es waren definitiv einige. Meine allererste Kerze war eine Bubble-Kerze. Als ich sie aus der Form nahm, war sie ganz anders, als ich erwartet hatte. Die Silikonform war quasi „auf links, also falsch herum. Es ist ein fortwährender Lernprozess, bei dem man nie immer Neues entdeckt. 

Bietest du auch Tutorials oder Kurse an?

Im Moment konzentriere ich mich ausschließlich auf die Produktion meiner Kerzen. Ich verkaufe sie in einem kleinen Mietfachgeschäft, online über Etsy und poste immer wieder auf Instagram. Ich versuche auch mit Flyern etwas Werbung zu machen. In Zukunft könnte ich mir aber vorstellen, auch Tutorials oder Kurse anzubieten. Mal schauen, wo der Weg noch hinführt.

Was sind deine Topseller? Für welche Kerzen kommen die Leute am meisten zu dir?

Personalisierte Stumpenkerzen sind sehr beliebt, da viele Leute sich etwas Besonderes wünschen, was sie noch nicht kennen. Auch meine Regenbogenkerzen, die man individuell gestalten kann, sind gefragt. Und natürlich die saisonalen Dekokerzen, wie kleine Wichtel oder Osterhasen.

Wie viele Kerzen produzierst du ungefähr im Monat?

Das variiert, aber ich würde sagen, so 20 bis 30 Stück. Im Sommer etwas weniger, aber jetzt im Herbst und Winter, besonders zur Weihnachtszeit, steigt die Nachfrage wieder.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der mit dem Herstellen von Kerzen beginnen möchte?

Mein erster Rat für Anfänger wäre, mit Kerzenresten zu beginnen. Ich habe bei Freunden und Familie herumgefragt, ob sie Kerzenreste übrig haben. Zuerst habe ich es einfach für mich selbst ausprobiert, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Wachs heiß wird, flüssig wird und wie das Gießen funktioniert. Am Anfang war das ziemlich chaotisch, bis ich herausgefunden habe, wie das Wachs fließt. Es ist wichtig, ein Gefühl zu bekommen, bei welcher Temperatur man gießen sollte. Dafür habe ich mir extra ein Thermometer angeschafft, um die Temperatur des Wachses zu überwachen. 

Wenn man dann noch Freude daran hat, kann man sich weiter in die Materie einarbeiten und mehr über verschiedene Wachssorten lernen. Ich persönlich bevorzuge natürliche Wachse. Für Deko- und Standkerzen verwende ich Rapswachs und für Behälterkerzen, die ich nicht so häufig mache, nehme ich Sojawachs. All das sind natürliche Stoffe, mit denen man auch auf die Umwelt achtet.

Interessant. Was wird bei Kerzen sonst als Wachs genommen?

In der Regel findet man in Drogerien Kerzen aus Paraffinwachs, das auf Erdölbasis hergestellt wird. Diese Kerzen können beim Abbrennen schädliche Stoffe oder Dämpfe freisetzen. Im Gegensatz dazu brennen pflanzliche Kerzen, wie ich sie herstelle, nicht nur länger, sondern sind auch umweltfreundlicher, da sie keine schädlichen Dämpfe abgeben.

Das mit dem Wachs finde ich sehr interessant. Ich glaube, viele sind sich gar nicht bewusst, dass es solche Unterschiede beim Wachs gibt und dass die Wahl des Wachses Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Kerze haben kann.

Ja, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist natürlich auch ein Faktor. Ich habe beobachtet, dass manche Leute überrascht sind, wenn sie den Preis für handgefertigte Kerzen sehen, besonders wenn sie Naturwachse enthalten. Aber diese Kerzen brennen länger und sind umweltfreundlicher. Meine Kerzenpreise reichen von etwa 4 € bis zu 22 € für spezielle Kerzen, wie beispielsweise die in einer Kokosnussschale.

Wo können Interessierte deine Kerzen kaufen?

Neben einem lokalen Geschäft verkaufe ich meine Kerzen über Etsy und meinen eigenen Online-Shop. Auf Instagram können Kunden mich auch direkt kontaktieren, um individuelle Bestellungen zu besprechen. Ich biete auch die Möglichkeit, Farbwünsche und spezielle Designs umzusetzen.

Wie bist du auf die Verwendung der Skullpaper Wasserschiebefolie für deine Kerzen gekommen? Hast du auch andere Methoden ausprobiert?

Ich habe die Folie auf YouTube entdeckt, als ich nach Methoden suchte, Kerzen zu beschriften. Erst habe ich mit Seidenpapier und anderen Folien experimentiert. Dabei musste ich die beschriftete Folie mit einem Heißluftfön und Backpapier auf das Wachs übertragen, was jedoch nicht immer die richtigen Ergebnisse lieferte. Die Oberfläche war oft uneben, und es entstanden unschöne Dellen.

Später schaute ich nach Wasserschiebefolien auf Amazon, aber viele hatten schlechte Bewertungen. Also entschied ich mich für die Skullpaper Folie und stellte fest, dass sie super funktioniert. So kann ich die Designs direkt am Computer erstellen und einfach auf die Kerzen übertragen. Dies führte zu viel schöneren und professionellen Ergebnissen. Ich bin sehr zufrieden damit und kann die Kerzen mit gutem Gewissen meinen Kunden anbieten. Von der Folie bin ich begeistert und das Arbeiten damit macht einfach Spaß.

Zum Abschluss habe ich noch eine Frage, die ich fast vergessen habe. Woher kommt dein Name "Flausen im Kopf Kerze"?

Eigentlich ist der Name "Flausen im Kopf", doch der war auf Instagram schon belegt. Bei Flausen im Kopf Kerze dachte ich, das passt zu mir. Tatsächlich habe ich schon viele kreative Dinge ausprobiert – Häkeln, Nähen, Makramee – und war damit mal ein paar Monate, mal ein halbes Jahr beschäftigt. Aber ich habe nie das Gefühl gehabt, das sei jetzt "meins". Bei den Kerzen war das anders, da wusste ich seit Ende 2020, das ist es. Ich habe immer so viele Ideen – Flausen im Kopf – und irgendwann hat sich dieser Name einfach durchgesetzt.

Vielen Dank für das Interview und für die interessanten Einblicke in die Welt der Kerzen. Wo können unsere Leserinnen und Leser mehr über dich und deine Produkte erfahren?

Gerne direkt über meinen gerade neu gestarteten Onlineshop und über Social Media, wobei ich auf Instagram am aktivsten bin.

 

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Bilder: ©Juliane Voß

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